Am 8. Februar 1979 lud der Erzbischof von Wien, Kardinal König, Erich Fromm zu einem Symposium führender Persönlichkeiten nach Rom ein. Thema war die Frage nach „einem sinnvollen Modell des Menschen und seiner Grundwerte angesichts der gegenwärtigen Orientierungslosigkeit unserer Kultur und Zeit“. Fromms Beitrag trug den Titel „Der Mensch – wer ist er wirklich?“, allerdings verhinderten gesundheitliche Gründe seine Teilnahme. In einem Begleitbrief drückte er seine Sorge um den Menschen von heute so aus: „Ich bin immer tiefer davon überzeugt, dass die Hoffnungslosigkeit des modernen Menschen die vielleicht größte Gefahr ist, die ihm droht, auch wenn er diese Hoffnungslosigkeit durch einen lärmenden Optimismus zu übertönen versucht. Ich komme in meiner professionellen Tätigkeit als Menschenbeobachter immer mehr zur festen Überzeugung, dass die Mehrzahl der heutigen Menschen das Bewusstsein von ihrer Freud- und Hoffnungslosigkeit verdrängen und sich mit der Arbeit und mit dem Vergnügen einen Ersatz zu schaffen versuchen – ein Versuch natürlich, der zum Fehlschlag verurteilt sein muss.“
Immer stärker nahm der humanistische Denker Fromm auf die Politik der Vereinigten Staaten Einfluss und engagierte sich in der Friedensbewegung. Die letzten sieben Jahre seines Lebens verbrachte er in Locarno in der Schweiz. Dort entstand das Buch 'Haben oder Sein'. In ihm resümierte Fromm seine Erkenntnisse über die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. Am 18. März 1980 ist Fromm in Locarno gestorben.
|